Aktualisiert 09.10.2022

Minensucher der Bundesmarine Klasse 320 LINDAU

Text und Fotos der Modelle: Wilfried Wieczorek

Wann beginnt historischer Schiffsmodellbau, und ist er an einen Maßstab oder ein Material gebunden? Modelle unserer Bundesmarine - jetzt Deutsche Marine - sind sehr rar auf Austellungen und Fahrtagen; sind diese Fahrzeuge nicht interessant, weil sie noch nie einen scharfen Schuß auf einen Gegner abgefeuert haben. Als Zeitzeuge habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, den meisten Originalen im Modell ein kleines Denkmal zu setzen. Und - aus Karton im Maßstab 1:250!

Die Minensucher der LINDAU-Klasse basierten auf dem Entwurf der amerikanischen Bluebird-Klasse, besaßen eine gewisse Seefestigkeit und waren bei den Besatzungen ob des damaligen Komforts - Koje mit Vorhang und Leselampe - auch für die einfachen Seelords, sehr beliebt.

M-1073 Plan

Mein Modell fußt auf einem Plan, den mir ein Freund zur Verfügung stellte;
Die Boote der LINDAU-Klasse entstanden im Namen des Neubauprogramms der jungen Bundesmarine zuerst unter dem Begriff Küstenminensuchboot 55. Es handelte sich um insgesamt 18 Einheiten, die auf der Werft Burmester in Bremen-Burg in der Zeit von 1957 bis 1959 entstanden. Die Benennung der Boote erfolgte nach deutschen Mittelstädten. Dadurch entstanden sehr vitale Partnerschaften mit den Booten und der jeweiligen Besatzung, die damals noch - bei den Mannschaftsdienstgraden - aus Wehrpflichtigen bestand.

Komplett

Die ersten SCHLESWIG, LINDAU, GÖTTINGEN, WETZLAR und TÜBINGEN hatten noch einen erhöhten Brückenaufbau und wurden auch damit indienstgestellt; die Praxis zeigte jedoch eine gewisse Toplastigkeit so dass er später ganz wegfiel und Boote zurückgebaut wurden und eine offene Brücke erhielten; die nachfolgenden Neubauten
KOBLENZ, PADERBORN, WEILHEIM, CUXHAVEN, DÜREN, MARBURG, KONSTANZ, WOLFSBURG, ULM, FLENSBURG, MINDEN, FULDA und VÖLKLINGEN wurden gleich entsprechend gestaltet.

Die Boote verdrängten ca. 400 t bei einer Länge von 47,10 m ü.A, bei einer Breite von ca. 8,50 m inklusive Scheuerleisten.

Die 2 Maybach Viertakt 16-Zylinder leisteten jeweils 2000 PS und brachten es auf eine Geschwindigkeit von 16 Kn.

Der Brennstoffvorrat von 42,3 t reichte bei Marschfahrt von 12 Kn für 1950 sm.

Die Bewaffnung bestand aus einem 4-cm-Bofors Geschütz in Wanne und konnte sowohl handgerichtet als auch von der Brücke mit dem optischen Zielgerät OGR-7 gesteuert werden.

FLENSBURG und FULDA sind als erste Einheiten zu Minenjagdbooten mit ferngesteuerten Geräten zur Sprengung von Minen umgebaut worden; später Klasse 331A genannt. Beide Boote hatten als einzige einen Schottelantrieb. Ab 1975 folgte der analoge Umbau weiterer Boote zur Klasse 331B.

Als Lenkboote für das Troika-System wurden in den Jahren 1979 bis 1983 alle sechs Boote der SCHLESWIG-Klasse (SCHLESWIG, PADERBORN, DÜREN, KONSTANZ, WOLFSBURG und ULM) umgebaut (nun Klasse 351). Bei dem Troika-System handelt es sich um den ferngesteuerten Einsatz der Seehunde. Die Geräte werden bis zum Einsatzgebiet und bei Revierfahrt von zwei bis drei Mann manuell gesteuert. Dort wird auf Fernsteuerung umgeschaltet, danach verlassen sie die „Seehunde“. Die „Seehund-Fahrer“ müssen eine besondere Seehund-Fahrerlaubnis erwerben. Die drei Geräte laufen dann in Dwars-Formation mit vorbestimmten Kurs und Abstand durch das Minengebiet. Die Magnetspule und die Mittelton-Erzeuger (in Höhe Spant 8/8,5 schrägliegend im Rumpf eingebaut) werden zugeschaltet und die Aussetzvorrichtung im Heck ausgeschwenkt und der Tiefton-Erzeuger (TT) für den Schlepp ausgefahren.

Eine der wichtigsten optischen Änderungen aller Boote waren die Verlängerung des Backdecks nach achtern und die Ausstattung mit moderner Elektronik und Sonaranlagen. Die Besatzungen erhielten Verbesserungen in ihren Räumen. Alle Boote wurden bis zu 3mal umgebaut und daraus ergaben sich unterschiedliche Außer- und Wiederindienststellungen.

Im Zeitraum von 1991 und 2000 wurden alle Einheiten dieser Klasse von der Deutschen Marine außer Dienst gestellt. Das Minenjagdbootes WEILHEIM ist als Museumsschiff im deutschen Marinemuseum Wilhelmshaven erhalten.

Zum Modellbau zunächst die Frage, warum konstruiere ich ein Modell eines Minensuchers, von dem es bereits seit vielen Jahren eines gibt. Und welches fast jeder Kartonmodellbauer, wenn er die Wilhelmshavener Modellbaubogen kennt, schon einmal gebaut hat? Ganz einfach, diese Miniatur ist in vielen Details und Proportionen nicht getroffen.

Das Wilhelmshavener Modell wurde damals nach vorläufigen Plänen konstruiert. Daher ergaben sich Abweichungen zum Original bei der Höhe der Aufbauten, dem Schornstein und natürlich der gesamte Räumanlage mit den entsprechenden Schwimmern, Scherdrachen und Geräuschbojen.

Einen ausführlichen Baubericht zu diesem Modell finden Sie auf meiner Seite kartonskipper.com unter dem Sammeltitel Konstruktionsbüro.

Nachfolgend eine kleine Bilderschau über den Bau des Modells...


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