Aktualisiert 17.09.2023

Das Peller- Modell von 1603

Text und Bilder: Thomas Reuscher

Seit Ewigkeiten bin ich im Besitz des Buches bzw. der Abhandlung von Werner Jaeger über das sogenannte Peller - Modell. Dieses im Germanischen Museum in Nürnberg ausgestellte Modell ist oft renoviert und auch verändert worden.
W. Jäger beschreibt in seinem Buch den jetzigen Zustand und versucht das Schiff so darzustellen wie es vielleicht früher aussah. Dieses Modell das um 1603 im Lübecker Raum mit den Maßen: Höhe 136 cm, Breite 70 cm und Länge 147 cm angefertigt wurde, war allerdings als Votivschiff gedacht, es sollte hängen und somit von unten betrachtet werden.
Dadurch stimmt das Verhältnis Rumpf zur Takelage nicht. Diese dreistöckige Takelage ist extrem überhöht und hat dadurch eine ungewöhnliche Form.

Der Rumpf hat nach den Plänen von Werner Jaeger im Maßstab 1: 2,5 eine Länge von 43,5 cm und eine Breite von 7,5 cm.

Während das Original aus einem Holzblock geschnitzt wurde, baute ich den Rumpf in üblicher Weise aus Sperrholz. Die Zwischenräume habe ich nach der bekannten Augsburger Methode ausgefüllt. Nach Schleifen und mehrmaligen spachteln habe ich mit Klebestift Schablonen aufgeklebt, damit ich die Stückpforten und Öffnungen markieren konnte.
Die eingesetzten Stückpforten sind nach hinten geschlossen. Vom Inneren der Pforten wird man sowieso fast nichts sehen, denn die Geschützrohre nehmen vom Querschnitt her die gesamte Pforte ein. Die Geschützrohre werden als Steckrohre ausgeführt. Bevor es an die Sichtbeplankung geht, fertigte ich sämtliche Schotten und setzte sie ein.

Nach einer großartigen Abklebeorgie kann ich nun das Modell in Farbe präsentieren. Ich benutze Revell-Farben. Diese sind allesamt lösemittelhaltig. Schlußanstrich ist bei mir immer Revell farblos-matt. Danach habe ich beispielsweise hier und jetzt beim PELLER-Modell das Rankenmuster, die andere Verzierung und die Schrift aufgebracht. Das war so filigran - mit Pinsel hätte ich es nicht hinbekommen. Habe dafür einen feinen Edding in Gold und Weiß ( ziemlich teuer ) benutzt - Strichstärke 0,7mm.
Da die Farben doch etwas stark wirken habe ich das Modell dezent patiniert, also künstlich gealtert.

Bei den Segeln habe ich es mir einfacher gemacht. Mein Modell hatte einen Vorgänger aus Karton im Maßstab 1:1. Ich baute dieses Modell aus Karton, da passendes Holz zur DDR-Zeit nicht zu bekommen war. Die Segel stammen von diesem Karton-Modell. Sie waren mir sehr gut gelungen, so dass ich sie für das Holz-Modell übernehmen konnte.
Die Segel bestehen aus Baumwollbatist. Bemalt wurden sie mit Künstlerölfarben. Vorher wurde eine Grundierung aufgebracht. Die Liektaue wurden mit der Hand angenäht. Ebenso die Legel. Die Segelbahnen sind nicht genäht, sondern es wurde ein dünnes Tau mittels Textilkleber aufgebracht.
Das Originalmodell in Nürnberg erweckt auch diesen Eindruck, dass die
Segelbahnen durch Tau dargestellt wurden. Noch etwas zu den Flaggen. Ich arbeite mit CorelDRAW , ein Grafik-Programm . Damit habe ich beispielsweise die Ornamente für die Flaggen erstellt. Diese bestehen aus Japanpapier und wurden nach der Fertigstellung über Wasserdampf in Formgebracht.

Dann geht es mit dem Bau weiter. Schotten, Heckgalerie .usw.

Nachdem der Rumpf fertig war begann die Bemastung und Takelung.
Der Bodenausschnitt der Fockmars sieht schon etwas eigenartig aus. Es ist aber keine Eigeninterpretation von mir; auch nicht die farbliche Gestaltung. Ich habe mich streng an W.Jaegers Buch gehalten.
Bei der Takelage des PELLERMODELL gibt es eine Eigenart:
Es gibt keine freien Tauenden an den Belegstellen, nachdem das jeweilige Tau dort belegt wurde. Also keine, in Buchten aufgehängte oder an Deck aufgeschossene Taue. Das Tauende wurde an Ort und Stelle mehrfach verknotet und dann kurz abgeschnitten. Bei dem Modell wird auch eine Besatzung von 29 Mann dargestellt, die aber wahrscheinlich erst bei der Renovierung 1822 eingefügt wurden. Ich habe einen Kompromiss gemacht und nur einige Figuren übernommen.
Nun ist das PELLER-Modell vollendet.


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