Aktualisiert 07.11.2022

Tender EMS der Bundesmarine – ein kaum bekanntes Schiff.

Original-Fotos aus der Sammlung Heinz Broschinsky; Text und Modellfotos: Wilfried Wieczorek

EMS an der Pier in Neustadt Holstein

Aus den Anfangsjahren der jungen Bundesmarine sind vermutlich die Zerstörer der FLETCHER-Klasse diejenigen Einheiten, an die man sich heute noch erinnern kann. Unbekannt geblieben sind die Schiffe und Boote, die für Ausbildung und Schulung der Mannschaften, Maate und Bootsleute – denn diese fuhren oft diese Schiffe – zur Verfügung standen.
Dazu gehörte der Tender EMS – ein Schiff mit Geschichte, die ins Jahr 1942 zurückreicht.
Sie gehörte zu einer Reihe von Wassertankern (Destillat), die bei verschiedenen deutschen Werften gebaut wurden. Sie hatte eine Schwester, die später als erstes Fischereischutzboot MEERKATZE I nach dem Kriege im Einsatz war.

Als HARLE auf der Bauwerft

Als HARLE wurde die spätere EMS bei D.W. Kremer in Elmshorn mit der Baunummer 855 auf Kiel gelegt und am 15. Mai 1942 für die Kriegsmarinewerft Kiel in Dienst gestellt. HARLE wurde 1945 Beute der Siegermächte, am 27. Februar 1946 an die US Navy abgegeben; gelangte von dieser über die OMGUS (Amt/Verwaltung der amerikanischen Militärregierung für ihre Besatzungszonen und Berlin) in Charter an den Norddeutschen Lloyd. Sie erhielt dann einen Umbau zum Schlepper bei Johs. Meyer in Papenburg und ging wieder in Fahrt.

Als USN-104 HARLE in Bremerhaven

1951 erfolgte die Rückgabe an die US Navy und stellte in Dienst als USN 104 HARLE für die LSU (B). Es handelte es sich um einen Unterstützungsverband für die US Navy in Deutschland, der die Seewege zu ihren Versorgungshäfen – z. B. Bremerhaven – mit ehemaligen deutschen Kriegsmarineangehörigen und Freiwilligen und ehemaligen Fahrzeugen der Kriegsmarine von Seeminen freiräumte. Im Dezember 1956 erfolgte die Übergabe der HARLE an die Bundesmarine; Umbenennung in EMS und als Tender in Dienst beim 3. Minensuchgeschwader. Im Mai 1964 zur Lehrgruppe Schiffssicherung abgestellt und im selben Jahr bei Orenstein & Koppel Lübeck zum Taucherschulschiff umgebaut. Im März 1978 wurde EMS außer Dienst gestellt.

Technische Daten als Tender EMS:
Verdrängung 1350 t bei einer Länge von 56,90 und einer Breite von 8,80 m.
Der Tiefgang betrug 4,70.
Die Maschinenanlage mit einem Sulzer-Halberg-2takt 9zyl-Dieselmotor verlieh dem Schiff bei einer Leistung von 900 PS eine Geschwindigkeit von 12 Kn und erlaubte eine Reichweite von ca. 2.400 sm.
Sie war bewaffnet mit 4 20-mm-Flak L/85 in Doppellafetten; als Schulschiff besaß sie keine Bewaffnung mehr.

Bugansicht

Mein Modell des Tenders EMS ist im Maßstab 1:250 aus Karton gebaut. Es entstand nach einem Werftplan der Kremer Werft mit Längs- und Querspanten sowie einer Zeichnung, die mir Franz Mrva, freundlicherweise zur Verfügung stellte. Mit Franz Mrva verband mich ein langer telefonischer und brieflicher Kontakt bis zu seinem Tode vor ein paar Jahren. Viele werden ihn als Zeichner für die Gröner-Bände und viele andere Publikationen kennen.
Leider ist es wie immer im richtigen Leben; die entsprechenden Informationen zu einigen Sachen bekommt man immer erst, wenn der Bau vollendet ist: So ist die Gaffel ein wenig zu hochgeraten und die Bewaffnung hätten jeweils eine Doppel-4-cm sein sollen. Aber damit kann ich leben. Den Plan, daraus die MEERKATZE I zu entwickeln ist noch nicht aus dem Kopf.

Mehr zum Original und zum Modell der EMS erfahren Sie unter https://kartonskipper.com/


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