Aktualisiert 05.08.2007

Scharnhorst (1939)

Kann man Fotos vom Modell als Fotos vom Original „verkaufen“?
Oder: Die lebenslange Passion für ein bestimmtes Schiff.

C. Pichlo

Das Modell- Draufsicht

Modell im M. 1:100 des Schlachtschiffes „D“, Ersatz ELSASS.

Länge: 227 cm. Breite: 30 cm.

Nach Amtsentwürfen 1932-34, D 1-6, Entwurfsdezernent MarObBrt Blechschmidt.
KM – Werft Wilhelmshaven. Bau-Nr. 125.

Bauzeit des Originals von 1935 bis 1939. Indienststellung am 7.1.1939.
Erste Umbauten: ab August 1939.

Das Modell stellt den Ausrüstungszustand des Schiffes am 1. Juni 1939 dar.

Zeichnung

Beim Bau des Modells wurde größter Wert auf historische Genauigkeit gelegt. Das Modell soll den Zustand des Schiffes genau am 1. Juni 1939 wiedergeben, bevor die ersten Umbauten vorgenommen wurden.

Das Modell ist ein „Wasserlinienmodell“ und zeigt das Schiff auf dem Tiefgang mit Probefahrtverdrängung. Es sollte auf einer preußischblau getönten Glasplatte aufgestellt werden, um den Eindruck des Schiffes im Schwimmzustand zu vermitteln.

Zeichnung

Bei der Betrachtung des Modells aus allen Perspektiven soll es dem Original entsprechen. Daher sind am Modell auch alle Unterzüge unter den überstehenden Decks und Plattformen angebracht.

Bei der Aufbringung der Rumpfbeplattung wurden die Stöße (Schweißnähte) dem Original entsprechend ausgeführt.

Fotos vom Modell, aus entsprechenden Perspektiven, sollen sich fast gar nicht von Fotos vom Original unterscheiden. Ein wichtiger Grund für den Bau des Modells war es, Fotos von der SCHARNHORST zu bekommen, die 1939 nicht gemacht wurden, bzw. heute nicht mehr auffindbar sind.

Zeichnung

Aus diesem Grunde sind Geschütztürme und deren Rohre, Katapulte, Kräne etc. beweglich ausgeführt.

Da es im Handel keine Pläne des Schiffes im Bauzustand kurz nach Indienststellung gibt (der Autor hat auch noch nie von einem Modell in diesem Ausrüstungszustand gehört oder etwas gesehen – alle ihm bekannte Modelle zeigen das Schiff in seinem Endzustand von 1943), mussten sie neu angefertigt werden.

Rekonstruktion und Recherche waren eine hochinteressante Sache, die am Ende dazu führte, dass es beinahe keine Niete mehr an Bord des Originals gab, die dem Autor verborgen blieb.

Zeichnung

Außerdem führte die Recherche um die SCHARNHORST zwangsläufig auch zu „Intimkenntnissen“ über die technische Entwicklung in der Kriegsmarine überhaupt, in dem fraglichen Zeitraum.

Da aber schon umfassende Kenntnisse auf diesem Gebiet vorhanden waren, hielten sich die zeitlichen und vor allen Dingen finanziellen Aufwendungen noch im erträglichen Rahmen.

Die Ausgaben erstreckten sich auch über einen längeren Zeitraum!

Foto A Modell der GNEISENAU von 1953.

Am Rande sei bemerkt: der Autor war schon als Kind dermaßen von der Schönheit der Linien dieses Schiffes beeindruckt, dass er bereits 1953, mit 12 Jahren, das erste Modell mit einem Bausatz von Graupner im Maßstab 1:500 fertigte und gleich danach, mit 13 Jahren, ein schwimmfähiges Kartonmodell im Maßstab 1:125 baute, das ein Unterwasserschiff aus Pappmaschee hatte.

Foto B Modell der SCHARNHORST von 1954

Als Vorlage diente das Kartonmodell der Wilhelmshavener Modellbaubogen, dessen Einzelteile nur in der Größe verdoppelt wurden. Der Spantriss des Unterwasserschiffes wurde mühsam recherchiert und dann gezeichnet.
Auch die ersten Fotoversuche mit einer Box wurden damals bereits gemacht wie die Fotos A und B beweisen.

Aber zurück zum Großmodell von 1988. Außer den neu angefertigten Zeichnungen, zur Ergänzung des vorhandenen sehr guten Planes im Maßstab 1:100, des Verlags B. Scholz, sammelte sich eine umfangreiche Bücherei zum Thema SCHARNHORST an.

Heute, nachdem es das Internet gibt, stellt sich dieses nun als eine Fundgrube für SCHARNHORST – Fotos heraus, leider 20 Jahre zu spät! Das Internet erleichtert und verbilligt die Recherche auf dem maritimen Sektor generell ganz erheblich und muss wohl als die segensreichste Erfindung seit Johannes Gutenberg gesehen werden.
Das Modell wurde fast ganz aus ABS-Kunststoffplatten und Profilen erbaut. Der Rumpf und die großen Aufbauteile haben formverleimte Holzrahmen die mit ABS beplankt wurden.

Zunächst sollte nur der vordere Aufbau mit Gefechtsturm hergestellt werden um ein Gefühl für den Umgang mit ABS-Kunststoff zu bekommen. Danach erst sollte entschieden werden, ob das Modell überhaupt gebaut werden sollte.

Vorderer Aufbau am Modell

Das Arbeiten mit ABS erwies sich als eine reine Freunde und eine sehr saubere Angelegenheit. Wenn man nicht gleich mit Blechen (Alu, Kupfer, Messing) arbeiten will, aber trotzdem Freude am Zeichnen von Abwicklungen hat, ist man mit ABS gut bedient. Sorgen bereitete damals allerdings die noch ungeklärte Frage nach der Dauerhaftigkeit von Verklebungen, weil Ende der 70er Jahre das Verarbeiten von ABS im Modellbau gerade erst anfing und besonders Langzeiterfahrungen noch nicht vorlagen.

Gefechtsmastdetail

Nach 20 Jahren zeigten die Verklebungen allerdings noch keine Schäden. Es muss aber betont werden, dass das Modell ein reines Anschauungsmodell ist und keinerlei Belastungen während dieser Zeit ausgesetzt war! Ebenso ist der Anstrich unter diesen Bedingungen heute, nach dieser „langen“ Zeit, noch makellos.
Die reine Bauzeit des Modells, ohne Rekonstruktionsarbeiten, dauerte mit Unterbrechungen etwa 2 Jahre.

10 cm Flak am Modell

Vor dem Verkauf des Modells ist es bedauerlicherweise nicht mehr zur Anlage eines Fotoarchives gekommen, bis auf wenige Modellfotos, die als „Probeschüsse“ gedacht waren und an Tiefenschärfe sehr zu wünschen übrig lassen. Außerdem wurden die Fotos damals (1988) noch mit einer Analogspiegelreflexkamera (Asahi Pentax) gemacht, die dann erst in den PC eingescannt werden mussten, und so noch einmal etwas an Schärfe verloren. Das stört den Eindruck vom Modell aber keineswegs, im Gegenteil, es kommt der (schlechten) Qualität vieler Fotos vom Original, aus der Kriegszeit, eher näher!

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