Aktualisiert 13.11.2015

Schonerjacht METEOR III

Die Segeljachten der letzten deutschen Kaiserfamilie

Jürgen Schwibode

Meteor III Steuerbord

Die Zeiten der Rennkutter waren vorbei und zwar aus mehreren Gründen:
Rennkutter waren in der Handhabung und Beherrschbarkeit an der Grenze. Mit Masten von über 50 m und Großbäumen von über 30 m waren sie vollkommen übertakelt. Außerdem war der Unterhalt der Schiffe sehr teuer, zumal die Mannschaftsstärke mehr als 40 Mann betrug, von denen aber nur die Hälfte in den Kuttern übernachten konnte.

Für SM Kaiser Wilhelm II. war auch ein weiterer Faktor sehr wichtig: Er wollte in Regatten nicht hinterherfahren. Regatten auf der Kieler Förde und im Solent hatten bewiesen, dass die neuen amerikanischen Schoner einfacher und schneller zu segeln waren. Die Amerikaner hatten große Erfahrungen mit Neufundlandschonern, deren Besatzungen ihren Fang möglichst schnell anlanden mussten und deshalb um die Wette zum Heimathafen segelten. Der Erste erzielte die besten Preise beim Verkauf des Fangs.

Meteor III Steuerstand

Nachdem der Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich, selber ein sehr erfolgreicher Segler, Kutter für "aus der Mode" erklärte, beauftragte der Kaiser im Jahr 1901 den Konstrukteur der Schonerjacht IDUNA Archibald Cary Smith mit den Plänen für einen neuen Schoner, der METEOR III.

Daten und Maße:
Länge über alles 49,10 m
CWL 36,60 m
maximale Breite 8,23 m
Tiefgang 4,57 m
Segelfläche 1079 qm
Verdrängung 314 t
Entwurf A.C. Smith
Werft Townsend & Downey, New York
Baujahr 1902

Meteor III Bug

Wie immer sollte das Schiff schöner, größer und vor allem schneller werden. Die Pläne von A.C. Smith versprachen Eleganz und Schnelligkeit und nach vielen Änderungswünschen des Kaisers wurden sie endlich genehmigt. Der Bau der METEOR III bei der US-Werft Townsend & Downey in Auftrag gegeben, trotz der Kritik der deutschen Presse am finanziellen Aufwand und des Baus in der USA.

Die Kritik hielt an, auch nachdem die METEOR III fertiggestellt war. Die Tochter des damaligen US-Präsidenten Roosevelt taufte das Schiff statt mit deutschem Sekt mit Champagner, wobei auch noch eine US-amerikanische Flagge am Heck wehte.

Meteor III Vorschiff

In London sollte die Jacht aufwändig weiter ausgebaut werden. Obwohl die Werft darauf hinwies, dass sowohl die Stabilität als auch die Geschwindigkeit darunter leiden würden, bestand SM Kaiser Wilhelm II. auf seine Pläne.

Am 1. April 1902 stach die METEOR III in See, um nach England zu fahren. Während der Überführung kam ein Orkan auf, wobei ein Schäkel am Wasserstag, der das Bugspriet hält, brach. Das Schiff wurde in Schlepp genommen und erreichte nach 16 Tagen Southampton, wo es dann unter der Leitung von G.L. Watson ausgebaut wurde.

Meteor III Heck

Die erste Regatta der METEOR III war die Elb-Regatta vor Brunsbüttel. Die METEOR III siegte dabei nicht, sie war einfach durch den Ausbau (Klavier, Kamin, komplette Holztäfelung mit Mahagoni, luxuriöse schwere Möbel, Schotten versetzt, 2000-Liter-Öltank usw.) viel zu schwer geworden.

Bei 11 Regatten siegte die METEOR III nur einmal vor Cowes in England. Bei der Kieler Woche hatte sie keine Chance; die INGOMAR von Herreshoff mit Charlie Barr am Ruder gewann jedes Rennen.

Lediglich in Deutschland siegte die Jacht mehrmals gegen die Schonerjacht HAMBURG, aber auch nur, weil die Eigner, reiche Hamburger Kaufleute, der Kaiserjacht den Vortritt ließen.

Daraufhin nahm der Kaiser Kontakt zu dem Konstrukteur Herreshoff auf, um von ihm ein neues Schiff bauen zu lassen. Da die beiden aber grundverschiedene Einstellungen zum Bau einer Rennjacht hatten, wurden sie sich nicht einig.

1910 verkaufte der Kaiser die Jacht an den Regierungsrat Carl Dietrich Harries. Die METEOR III bekam den neuen Namen NORDSTERN.

Danach ging sie durch mehrere Hände, wurde mehrfach umgebaut. Die Ex-Kaiserjacht erhielt Motoren, Funkanlagen und sogar einen dritten Mast. Sie wurde zum Fischen genutzt, später zum Transport alter Knochen degradiert.

Unter dem Namen ALDABARAN wurde das Schiff nach 40 Jahren wieder nach Shooter's Island geschleppt. 1948 wurde es für 2100 US-Dollar zum Abwracken nach Staten Island verholt und dort zerstört. Ein trauriges Ende für eine ehemals schöne und stolze Jacht.


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