Aktualisiert 13.08.2020

Die Schleuse Kluvensieck am Alten Eiderkanal

Text und Fotos: Klaus Lingenauber; Foto Diorama 1:500: Norbert Müller

Teil des alten Eiderkanals

Bis zur Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals 1895 verband der 42 Kilometer lange Eider-Kanal die Kieler Förde mit dem natürlichem Flusslauf der Eider ab Rendsburg und damit mit der Nordsee. Der Kanal wurde 1777 – 84 unter der damaligen dänischen Verwaltung gebaut um der Schifffahrt den langen und gefährlichen Weg um Skagen zu ersparen. Er war die erste künstliche Wasserstraße der Welt für seegehende Schiffe. Insgesamt sorgten einst sechs Schleusen für die Regulierung des Wasserstandes im ursprünglich »Schleswig-Holsteinischer Canal« genannten Wasserbauwerk.

Hauptkammer

Bei Gut Kluvensiek – 23 Kilometer westlich von Kiel gelegen – ist noch ein Gesamtensamble einer alten Schleuse erhalten. Neben den gusseisernen Portalen einer Zugbrücke sind die Hauptschleusenkammer mit einstigen Schleusenwärterhaus, die Nebenkammer, Lösch- und Ausweichstelle und die alte Pferdewechselstation zu sehen. Einige Kilometer Kanal mit den einst rund 5 Meter breiten Treidelpfaden haben sich ebenfalls erhalten.

Ehemalige Nebenkammer

Alle Schleusen waren baugleich und nach niederländischen Vorbildern errichtet. Dabei überboten sie ihre Vorbilder mit technischen Neuerungen und waren damals die modernsten Anlagen ihrer Art. Ein Schiff benötigte nur zehn Minuten zum Schleusen. Die Hauptkammer zum Schleusen der Schiffe war 35 Meter lang und 7,8 Meter breit. Die Nebenkammer zur Wasserregulierung war 5 Meter breit. Beide haben eine Tiefe von 3,5 Meter. Die Bauwerke liegen auf einer Gründung aus 1600 Pfählen und einem dreifachen Rost aus eichernen Längs- und Querbalken. Der Boden wurde mit Ton und Lehm ausgestampft. In der Schleuse Kluvensiek wurden Schiffe bis 160 Tonnen Ladegewicht um etwa 2,5 Meter auf das Niveau der Untereider abgesenkt.

Diorama 1 zu 500 von N. Müller

Nach Westen wurden damals hauptsächlich landwirtschaftliche Produkte und Baumaterial transportiert. Der Weg nach Osten brachte Produkte aus Übersee wie etwa Zucker, Rum, Tabak, Kaffee oder Reis. Die Schiffe – etwa Eiderschniggen, Galioten oder Kuffen – konnten kaum segeln und mussten getreidelt werden. Die Pferdewechselstation Kluvensiek hielt dazu bis zu 24 Zugpferde bereit. In den 1880ern wurden auch Dampfer nach den Abmessungen der Schleusen gebaut. Ein Modell der KANAL ist auf unserer Homepage zu sehen:
https://www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de/mitglieder/modelle/kanal/

Klappbrücke

Die gusseisernen Brückenportale fertigte 1849 die Carlshütte in Rendsburg an. Sie sind im Stil der Zeit mit Ornamenten versehen und tragen die Initialen König Friedrichs VII. von Dänemark. Um den Kanal tief genug zu halten, kamen Muddermaschienen zum Ausbaggern zum Einsatz. Das Rigsarkivet in Kopenhagen bewahrt technische Zeichnungen dieser Geräte auf.

Die Schleuse Kluvensiek liegt direkt an einer Durchgangsstraße. Der Straßenbau trennte die Kanalreste vor- und hinter der Schleuse. Ein Pavillon mit ausführlichen Schautafeln an einem kleinen Parkplatz machen die alte Schleuse zu einem lohnenswerten Stopp auf dem Weg durch Schleswig-Holstein.

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