Aktualisiert 02.08.2018

Nachbaus eines Expeditionsschiffes von Willem Barents

Klaus Lingenauber

Rumpf im Juli 2018

Unser Arbeitskreis berichtet immer wieder über den Fortgang des Nachbaus eines Expeditionsschiffes von Willem Barents (siehe dazu die Beiträge hier auf der Homepage und in den LOGBUCH-Ausgaben). Dadurch neugierig geworden, habe ich im Juli 2018 endlich einmal den Bauplatz im niederländischen Harlingen besucht. Ich habe mich via Facebbook dort zum Besuch am Bauplatz am Hafen angemeldet. Das wäre aber nicht nötig gewesen, denn die dort tätigen Männer und Frauen heißen jeden Interessierten kostenlos herzlich Willkommen. So bekam ich eine lange und hochinteressante Führung, sogar auf Deutsch, von einem der Arbeiter als »Gids« (»Führer«) geboten.

Der Gids schreitet vorran

Die Replik ist nun bis zum Obderdeck fertig, um das Achterkastell mit dem Poopdeck aufzubauen ist es bald nötig, das Dach des Bauschuppens in den entsprechenden Bereichen zu entfernen. Die Zeit läuft, es ist geplant das Schiff in diesem September per Stapelhub ins Wasser zu lassen. Der Schiffskörper wird dann ein Gewicht von 40 Tonnen haben. Nach der Wasserung kommen noch 20 Tonnen Ballast hinzu. Die Führung begann im kleinen Besucherzentrum, wo man sich – neben anderen Aspekten – sehr gut ein Bild machen kann, wie in den Niederlanden des 16. Jahrhunderts ein Schiff gebaut wurde. Wir betraten den Nachbau dann über eine Leiter, die durch den Spiegel ins Innere führte. Begleitet wurde die Tour vom ständigen Klopfen der Kalfathämmer, was man schon aus der Ferne hören konnte. Das Deck welches wir betraten, bezeichnete mein »Gids« als »Orlopdeck«, das darüberliegende Oberdeck nannte er »Verdeck«.

Arbeiten im Liegen

Ein Rundgang über den Schiffsboden mit seinen Bodenwrangen, Setzern und Auflangern war auch dabei. Unterhalb des Schiffes lagen bis vor kurzer Zeit nasse Sandsäcke um das Holz feucht zu halten. Der Bereich des Unterwasserschiffs war in dieser Zeit mit Folien dicht verhangen um im Inneren die Feuchtigkeit zu halten. Als ich dort war, hörte man von aussen die Kalfathämmer schlagen denn die Plankenfugen werden nun mit Werg abgedichtet. Später wird eine Kunststofffüllung die finale Dichte besorgen. Dabei lag ein Arbeiter rücklings auf einer alten Matratze um eben unter den Rumpf über Kopf arbeiten zu können. Nicht gerade leicht bei der herrschenden Hitze! Überhaupt waren viele Personen am Bau beschäftigt. Auch junge Männer waren darunter. Als ich am anderen Morgen um 9 Uhr nochmal zur Werft kam, waren wieder viele Helfer an der Arbeit.

Offene Wegerungen

Es war generell für mich sehr schön, so einen Bau aus der Nähe im Entstehen zu sehen und alle Elemente einer hölzernen Rumpfkonstruktion im Maßstab 1:1 anfassen zu dürfen. Interessant fand ich, dass die Öffnungen für Fock- und Großmast sowie die Luke für den Kolderstock erst später aus dem fertigen Decks herausgeschnitten wurden. Die Wegerung ist gangweise zu öffnen um den Rumpf belüften zu können. Die Planken werden zum großen Teil von zig-Holznägeln gehalten. Die Laschungen der schweren Hölzer konnte ich sehr schön studieren. Im Achtersteven ist eine Bohrung für die kommende Welle eines Hilfsmotores geschnitten, ein Ausschnitt für den Propeller ist ebenfalls eingesägt.

Die aufgeriggte VELSEN

Die Kanonenrohre der Replik sind – wie mir gesagt wurde – als Attrappe aus Holz gedreht. Beim fertigen Nachbau soll sich auch übrigens die einzige Toilette historisch korrekt im offenen Galion befinden (ob das Seemannsgarn ist?). Nebenan in der Halle lagern die schweren Balken aus Douglasienholz welche zu Masten, Spieren und Rahen gemacht werden sollen. Zwei schon vor dem Schifsbau vorhandene Beiboote sind auch zu sehen. Eines davon – welches den Namen VELSEN trägt – stand aufgeriggt da. Damals, so der »Gids«, hatte das Boot nur ein Seitenschwert. Klar, es wurde auch nur an Lee gebracht und ein zweites Schwert hätte nur Platz verbraucht.

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