Aktualisiert 12.06.2022

Feuerschiff ELBE 3 (1888)

Text und Fotos: Klaus Lingenauber

Bugansicht

Im Hamburger Museumshafen Oevelgönne sticht das knallrote Feuerschiff ELBE 3 schon auf weiter Entfernung hervor. Egal ob man mit der Fähre 62 von den Landungsbrücken kommt, oder sich zu Fuß von Teufelsbrück und dem Elbstand nähert. Ein Stück Geschichte der »schwimmenden Leuchttürme« hat sich in der fahrbereiten ELBE 3 in Hamburgs Westen erhalten.

1888 wurde das Schiff als eines der ersten genieteten Eisenrumpf-Feuerschiffe in Vegesack bei H. Johann Lange gebaut. Es war ursprünglich als Ersatz für das hölzerne Feuerschiff WESER gebaut. Anfangs war das motorlose Schiff, mit Namen WESER I, als Dreimastschoner mit Hilfsbeseglung getakelt. Nachts zeigte es zunächst ein Petroleum-Rundum-Leuchtfeuer und als Tagsignal wurden an jeder Mastspitze je ein großer roten Korbball gesetzt. Es schwoite an einer schweren Ankerkette auf seiner Position in der Wesermündung und führte einen schwarzen Anstrich (die Signalfarbe Rot wurde erst nach 1900 auf der Weser eingeführt).

In Fahrt

1924/25 wurde das Schiff elektrifiziert und führte ein elektrisches Leuchtfeuer am Fockmast. Ein Jahrzehnt später, 1936/37, wurde WESER I auf der Seebeck-Werft in Bremerhaven umgebaut und erhielt sein heutiges Aussehen (u.a. mit dem durchgehenden Deckshaus). Ein 300 PS-Dieselmotor gab nun dem Schiff einen eigenen Antrieb damit es sich – etwa bei einem Kettenbruch oder in anderen Notlagen – selbst in Sicherheit bringen konnte.

Erst 1966 kam das Schiff auf seine Position in der Elbmündung und zeigte fortan den Stationsnamen ELBE 3 auf den Bordwänden.

Liegeplatz in Oevelgönne

Ein kleiner Schlenker zur Geschichte der Hamburger Feuerschiffe: Das erste »Leuchtschiff« in der durch Strömungen und Sände schwierig zu durchfahrenden Elbmündung war die im Mai 1816 dort vor Anker gelegte SEESTERN. Es war ein elf Jahre altes Schiff welches 1815 vom Hamburger Senat gekauft und umgebaut wurde. Im Dezember 1824 ging es in einer Sturmnacht mit 10 Mann unter (übrigens auf derselben Position auf der 1936 das Feuerschiff ELBE 1 versank). Trotz des schweren Verlustes legte Hamburg weitere Feuerschiffe aus. 1827 machte ELBE 2 an seinem Pilzanker fest, 1854 ELBE 3, 1875 ELBE 4 und 1905 ELBE 5. Ein- und auslaufende Schiffe konnten sich nun an einer ganzen Kette von Feuerschiffen entlanghangeln. Doch auch auf der Unterelbe wurden fünf Flussfeuerschiffe an schwierigen Stellen ausgelegt: bei Schulau (1839 — 1900), Lühe (1844 — 66), Krautsand (1859 — 1910), Grauerort (1866 — 77) und Osterriff (1891 — 1921).

Schiffsglocke

Über einen so langen Zeitraum wie kein anderes Feuerschiff, nämlich stolze 88 Jahre, war ELBE 3 auf verschiedenen Stationen der »Wächter am Strom«. Das Schiff bekam dabei nie einen Schiffsnamen sondern führte immer nur den Stationsnamen am Rumpf. 1977 erfolgte die Ausserdienstnahme. Die Zeit der bemannten Feuerschiffe war vorbei, fortan sollten Großtonnen das Fahrwasser bei Tag und Nacht markieren.

Wie bei vielen Oldtimern der See war der Erhalt des Schiffes nur glücklichen Umständen und bemühten Personen zu verdanken. So wurde das Feuerschiff 1979 zum Hamburger Hafengeburtstag vom Bund als bisherigen Eigner an den Museumshafen Oevelgönne übergeben. Seither vertritt ELBE 3 auf zahlreichen internationalen Hafenfesten den Museumshafen Oevelgönne und bietet sogar Tagestörns mit Gästen an. In vielen Häfen an der Nord- und Ostseeküste ist das rote Schiff ein gern gesehener Gast mit einer reichen und interessanten Vergangenheit.

Technische Daten:
Baujahr: 1888
Länge: 45,10 m
Breite: 7,20 m
Tiefgang: 3,95m
Verdrängung: 612 BRT
Maschine: 6-Zylinder MWM-Diesel, 300 PS 300 U/min.

https://www.elbe3.org/

Zur Geschichte verschiedener deutscher Feuerschiffe sind mehrere Beiträge in unsrer Vereinszeitschrift DAS LOGBUCH erschienen.

^
Ihr Browser ist veraltet!

Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um diese Website korrekt darzustellen.

Den Browser jetzt aktualisieren×