Luoxing Pagode
Besuch im Schiffsmuseum in Mawei, China
Text und Fotos Klaus Soltwedel
Fuzhou liegt an der Mündung des 540 km langen Min Jiang. Dieser entspringt im Wuyi-Gebirge der ursprünglichen Heimat unseres Tees. Die höchste Erhebung ist mit 2158m der Huanggang-Berg. In der Kernstadt gibt es viele Parks mit großen Wasserflächen und auch die mehrspurigen Haupt- und Nebenstraßen werden von Bäumen umsäumt. Gleich nach den Ufern des Min Jang steigen die bewaldeten Hügel in Stufen bis auf 1000m an. Bekannt ist Fuzhou auch wegen der heißen Quellen, die man in vielen Bädern genießen kann.
Mawei ist ein Stadtbezirk von Fuzhou, ca. 9Mio. Einwohner, der Hauptstadt der Provinz Fujian , eine wichtige Hafenstadt an Chinas Südostküste.
Dieser Stadtteil ist fest seit vielen Jahren mit der Seefahrt verwurzelt. Auf einem Hügel am Ufer des Min Jang steht die Luoxing Pagoge. Gebaut wurde sie in der Song Dynasty ( 618 – 907 ) und als Seezeichen benutzt, umgeben von einem Park mit lebensgroßen Steinfiguren aus der Seefahrt. Daneben ist eine Herberge für Seeleute und an der Auffahrt liegt in einem unbenutzten Hafenbecken ein altes Minenschiff. Auf der jetzigen Werft werden kleinere Militäreinheiten, Sonderbauten und Passagierschiffe hergestellt. Es gibt eine Marineschule und Admiralität
Museum of Foochow Arsenal 1866
An einem frühen Vormittag begann die Autofahrt von der Stadtmitte Fuzhou nach Mawei. 2017 besuchte ich das Musem zum ersten mal. Umso verwunderter war ich den Weg in Mawei nicht mehr zu erkennen! Der Grund: Vor 3 Jahren hat man auf dem Gelände der alten Werft ein neues Museum zur Erinnerung an die Werftgründung 1866 gebaut ! Es ist jetzt nicht mehr ein kleines Museum mit vielen Modellen, sondern mehr ein großes historisches Museum mit vielen Fotos und 3D Videoanimationen. Da mein Besuch bekannt geworden war, bekam ich eine offizielle Begleitung für die Museumsführung!
Historie
Nach Ende der 7. Reise des legendären Admirals Zheng He, 1433, mit seinen riesigen Flotten wurde der Schiffbau in China, auch aus Kostengründen, auf ein Minimum reduziert. Die Qing-Dynastie verfolgte eine Politik der Abschottung vom Rest der Welt, was dazu führte, dass die Vorherrschaft der Seemacht gestoppt wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts sprengten die Westmächte mit ihren eisenbeschlagenen, seetüchtigen Kriegsschiffen Chinas Tor zum Meer auf. Damit wurde die traditionelle Idee der Landesverteidigung, die das Land dem Meer vorzog in Frage gestellt. Die ersten Überlegungen wurden angestellt, den Schiffsbau in China wieder zu aktivieren.
Im Sommer 1866 führten Zuo Zongtang und zwei französische Offiziere, Prosper Marie Giquel und Paul Alexandre d` Aigwebelle, zahlreiche Feldstudien durch und beschlossen schließlich, den Standort in Mawei, Fuzhou, zu lokalisieren. 23 Hektar Ackerland entlang des Flusses wurden gekauft, und ein Bauplan wurde von chinesischer und ausländischer Seite gemeinsam ausgearbeitet. Der Bau der Infrastruktur begann am 23. Dezember desselben Jahres, und bis 1868 hatte die Werft bereits Gestalt angenommen.
Die Ping Yuan Vessel ( früher Long Wie genannt ) ist das erste Kriegsschiff aus Eisen und Stahl, das im Januar 1888 gebaut wurde. Es zeigte, dass die Schiffbautechniken im modernen China ein höheres Niveau erreicht hatten.
Den Baubeginn in Mawei bezeichnet man als Geburtsstunde der modernen Chinesischen Marine. Es gab 13 Fabriken und 5 technische Schulen. Mawei war die größte Werftbasis im Fernen Osten in der Neuzeit. Die Eliten der modernen Marine kamen zuerst aus Mawei. Die meisten Marinegeneräle in der späten Qing-Dynasty und der frühen Republik China waren Schiffsbauspezialisten und die Hauptstütze der Marine.
Die erste Flotte der modernen Marine entstand im militärischen Marineschiffbau, und die Wasserstreitkräfte von Fujian repräsentierten einst den Aufstieg der Marine in China.
Der militärische Marineschiffbau in Mawei leistete einen großen Beitrag zur Küstenverteidigung und zur Entwicklung der modernen Marine Chinas.
Museumsrundgang
Auf dem großen Gelände der alten Werft wird man von einem mächtigen Portalkran begrüßt. Dahinter steht der Neubau des Museums, am Ufer des Min Jiang. Links vor dem Eingang sind alte Schiffsgeschütze aufgestellt. Nach Betreten des Museums steht man in einer riesigen Eingangshalle mit einem Bronzerelief auf der Rückwand. In Überlebensgröße werden die Gründungsväter der Werft und Schiffe dargestellt. Auf dem Weg zu den Ausstellungsräumen befindet sich eine Metallbearbeitungsmachine aus dem Jahr 1867, gebaut in Mühlhausen, Elsaß.
In den ersten Räumen wird mit vielen Gemälden, Fotos und Exponaten auf die Entstehung der Werft eingegangen. Dann folgen Modelle, teilweise in großen Masstab, unterbrochen von 3D Videoanimationen vom Altertum bis zur Jetztzeit. Es gibt eine Fülle von Ausstellungstücken, von Schulzeugnissen, Schiffsentwürfen bis zur original Schiffsdampfmaschine und Unterrichtsräume in Lebensgröße.
Im Außenbereich sind die original Werfthallen zu besichtigen. In einigen Bereichen stehen alte Maschinen und Sculpturen von Werksarbeitern bei der Arbeit.
Das Musem ist interessant und sehr sehenswert. Ein paar Stunden werden aber benötigt um alles anzusehen. Und nicht zu vergessen, 95% ist nur in Chinesisch beschrieben ! Um Freude an der Besichtigung zu haben, sollte man von einem Dolmetscher, oder Dolmetscherin begleitet werden.
Anm. zu Bild 61: Originalplan der TING YUEN, später DING YUAN. Erbaut von der Vulkan Werft. Ein 1:1 Nachbau steht heute als Museumsschiff im Hafen von Shandong